Islamische Krankenhausseelsorge
Einleitung
Migrant*innen mit muslimischem Hintergrund sind längst Teil unserer Gesellschaft. So ist in Essen der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung insgesamt und aus muslimisch geprägten Ländern beständig gewachsen.
Sie teilen mit der gesamten Einwohnerschaft vergleichbare Lebenslagen, wie u.a. lebensbedrohliche Krankheiten, Behinderungen, Unfälle, Sucht oder das Sterben. Für sie gilt jedoch noch nicht eine dauerhafte Betreuung im Sinne der Seelsorge für Patient*innen, Pflegebedürftige, Sterbende, Familienangehörige oder Hinterbliebene, wie es die christliche Seelsorge vorhält.
In einigen bundesdeutschen Großstädten und Regionen sind über Modellvorhaben inzwischen nachhaltige Ansätze der islamischen Seelsorge etabliert. Beispielhaft können u.a. angeführt werden: das Mannheimer Institut für Integration und interreligiöse Fragen, das Muslimische Seelsorge-Telefon (MuTeS) Berlin, die muslimische Seelsorge Augsburg (MUSA), die RKH-Kliniken im Landkreis Ludwigsburg oder am Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl.
Am Universitätsklinikum Essen konnte in der Vergangenheit bereits ein Akzent auch auf muslimische Seelsorge gesetzt werden. Über ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Verein medical muslim bridge e.V., dem Universitätsklinikum Essen und dem Verein Gesellschaft für interkulturelle Seelsorge und Beratung e.V. mit Sitz in Düsseldorf konnte es in der Vergangenheit gelingen, Studierende für eine muslimische Seelsorge zu qualifizieren und einzusetzen. Die Fluktuation hat dazu geführt, dass die muslimische Seelsorge am Universitätsklinikum im Sommer 2018 leider eingestellt wurde.
In einem Fachaustausch des Kommunalen Integrationszentrums Essen in Kooperation mit der Kommission Islam und Moscheen in Essen e.V. (KIM-E) im Januar 2019 unter Beteiligung maßgeblicher Institutionen (u.a. Justizvollzugsanstalt Essen, Universitätsklinikum Essen und Notfallseelsorge) und engagierten Einzelpersonen wurden grundlegende Informationen zum Stand der islamischen Seelsorge in Essen und Erfahrungen (u.a. mit dem Mannheimer Institut für interreligiöse Arbeit e.V.) ausgetauscht.
Auf dieser Grundlage ist dann ein Handlungskonzept entstanden, das – Pandemie bedingt – nur in kleinen Schritten umgesetzt werden konnte und im Wesentlichen vier Handlungsschritte umfasst:
- Wiederbelebung der islamischen Seelsorge am Universitätsklinikum Essen
- Entwicklung eines Curriculums zur Ausbildung für die islamische Seelsorge in Krankenhäusern in Essen
- Umsetzung einer Einstiegsqualifizierung zur Gewinnung von Seelsorger*innen
- Erprobung
Inzwischen konnte es gelingen, ein breites Bündnis für die Wiederaufnahme der muslimischen Seelsorge am Universitätsklinikum Essen unter Mitwirkung der vor Ort tätigen Hospizarbeit zu schaffen. Das Projekt begleitende Institut ist die Gesellschaft für Interkulturelle Seelsorge und Beratung e.V. (englisch: Society for Intercultural Pastoral Care and Counselling) – kurz: SIPCC.
Ziel ist es, aufbauend auf den Erfahrungen und den Nachfragen aus weiteren Kliniken und Einrichtungen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), die islamische Seelsorge in Essen am Universitätsklinikum Essen und an weiteren Kliniken und Krankenhäusern in Essen auszubauen.
Koordination und Ausbau der Islamischen Krankenhausseelsorge in Essen (ab 2024)
Ziele:
- Angestrebt wird der koordinierte Praxiseinsatz ausgebildeter Seelsorger*innen mit einer kontinuierlichen Fachbegleitung. Dazu bedarf es einer dauerhaften Koordinierung.
- Angestrebt wird eine langfristige Professionalisierung des Angebotes nach Bedarfslagen (z.B. Kinderkliniken, Sterbebegleitung) im Rahmen von Weiter- und Fortbildung.
- Angestrebt wird der Aufbau interdisziplinärer Netzwerkstrukturen zwischen der bereits vorhandenen christlichen Seelsorge, den Krankenanstalten, kommunalen und verbandlichen Fachbereichen der Integrationsarbeit und Akteuren aus Politik und Wissenschaft.
Kooperationspartner:
- Kommission Islam und Moscheen in Essen e.V.
- medical muslim bridge e.V.
- Kommunales Integrationszentrum Essen
- Universitätsklinikum Essen
- Hospizarbeit amUniversitätsklinikum Essen
- Gesellschaft für Interkulturelle Seelsorge und Beratung e.V. (SIPCC)
- sowie weitere Kliniken und Krankenhäuser
Handlungsschritte:
- Aufbau des Einsatzmanagements für ausgebildete Seelsorger*innen (Praxiseinsatz) durch eine verantwortliche Fachkraft
- Entwicklung von Zusatzqualifizierungen
- Aufbau eines interdisziplinären Netzwerks „Islamische Seelsorge“
- Entwicklung eines langfristigen Finanzierungsmodells in Kooperation mit den örtlichen Partner*innen und potenziellen Unterstützer*innen.
Exkurs: Sterbebegleitung islamischer Patient*innen
Während des Aufbaus islamischer Krankenhausseelsorge am Universitätsklinikums Essen wurde oftmals der Wunsch nach Imamen für Notfälle, insbesondere für Sterbefälle, an die Projektleitung herangetragen. Im Einzelfall kann diese bei der Vermittlung eines Imams in Kooperation mit dem ärztlich-pflegerischen Personal des Universitätsklinikums und islamischen Gemeinden behilflich sein. Das Krankenhauspersonal vor Ort kann so - unter ethischen Aspekten - über das weitere Vorgehen beraten und Angehörige des Patienten einbeziehen.
Vorgesehen im Verlauf des Ausbaus islamischer Krankenhausseelsorge ist es deshalb, einen Diskurs über die Möglichkeiten und Anforderungen einer Sterbebegleitung für Muslim*innen unter Einbezug von Fachstellen (z.B. SIPCC, Islamkolleg Deutschland) und Vertretungen von islamischen Gemeinden anzustoßen.
Das Projekt-Team stellt sich vor
Harun Üfrük M.A.
Projektleiter
Telefon: 0201 5579340
Mobil: 0176 69049111
E-Mail senden
Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch
Bürozeiten:
Dienstag bis Donnerstag
09:00 Uhr bis 17:30 Uhr
Home-Office:
Montag und Freitag
09:00 Uhr bis 17:30 Uhr
Ihr Kontakt zu uns
Essener Verbund der Immigrantenvereine e.V.
Projekt "Islamische Krankenhausseelsorge in Essen"
im WeBeyt - WirHaus (ehem. KD 11/13)
Karl-Denkhaus-Str. 11-13
45329 Essen
Projektträger
Kooperationspartner
Gefördert durch
Der „Essener Verbund der Immigrantenvereine e.V.“ ist ein Dachverband aller gemeinnützigen Migrantenorganisationen in Essen. Seit der Gründung in 2000 ist er stetig gewachsen. Heute erreicht er eine Mitgliederzahl von über 70 Migrantenorganisationen aus über 20 Herkunftsländern. Von dieser Zusammenarbeit profitieren MitbürgerInnen ausländischer Herkunft in erster Linie, aber auch die Stadt und die gesamte Bevölkerung in Essen.